Am 19. Oktober 2012 ging es für uns Schwimmer nach Italien, in unsere Partnerstadt Rieti. Mit 29 Kinder und 5 Erwachsene als Betreuer waren wir eine lustige Truppe.
Trotz des Vergessens eines Passes und der Angst vor Übergewicht des Koffers, kamen wir nach 2 Stunden Busfahrt und 2 Stunden Flug heil in Fiumicino, Rom an. Von dort ging es direkt mit dem Zug weiter nach Monterotondo, unserem ersten Aufenthaltsort. Der erster Eindruck von Italien: super schön mit einem leichten Hauch von Chaos.
Als dann die Koffer ankamen, wurden erst mal die kurzen Hosen ausgepackt und angezogen und es ging zur Besichtigung der Sportstätten und des Rathauses. Nach dem kleinen Fußmarsch gab es ein 4-Gänge-Menü und anschließend endete ein eindrucksvoller Tag. Der nächste Morgen begann mit einem Stückchen Kuchen zum Frühstück, ungewohnt, aber lecker. Sachen gepackt und ab ging’s nach Rieti, unserem eigentlichen Zielort. Nach einer hügeligen Bergfahrt kamen wir im Tal an und wurden dort herzlich von dem Pfarrer Zdenek und Jarek, dem „Hausherrn“, empfangen. Klamotten in die Zimmer und ab ging`s in die Schwimmhalle, um ein wenig für den bevorstehenden Wettkampf zu „trainieren“. Danach gab es eine kleine Stärkung, eine Busfahrt in die Berge und dann zurück zum italienischen Wettkampf. Das war ein Chaos! So etwas würde es bei uns nie geben (schon allein weil wir kein Hallenbad mehr haben). Die Begrüßung hingegen war sehr freundlich, alle Nordhorner Schwimmer und Begleiter mussten nach vorne gehen und bekamen eine Medaille, ein T-Shirt und eine Badekappe. Im Laufe des Wettkampfs kam dann auch der am Flughafen vergessene Bürgermeister von Nordhorn. Auf Grund unseres Anfeuerungsgeschreis (Jo Jan-Hendrik yeah man!) und unseres Schlachtrufes (2 3 WASPOOO!) hinterließen wir bei den Italienern nicht nur auf dem Wettkampf, sondern in ganz Italien einen nachhaltigen Eindruck. Als wir nach dem Wettkampf zurück zur Unterkunft (Gemeindehaus) kamen, war schon wieder ein 4-Gänge-Menü für uns gezaubert worden. Viele Italiener waren zum Essen da, das erst um 22:30 Uhr begann und um 00:30 endete. Davor wurde das Matratzenlager aufgeschlagen. Der ganze Abend wurde von unserem kleinen Freund Jarek dokumentiert, der den ganzen Abend grinsend hinter seiner Kamera stand. Da dies ein sehr aufregender Tag war, kehrte schnell Ruhe in den Schlafräumen ein.
Am Sonntag wurden wir um 7:30 Uhr geweckt, um uns für den Tag nach Rom fertig zu machen und zu stärken. Mit ein bisschen Verspätung wurde die Busfahrt nach Rom angegangen. Alle waren total gut drauf, was man im Bus an dem Gesange hören konnte. ( Von „Someone like you“ über „Ein belegtes Brot mit Schinken“ bis „Wir fahren in die Berge und der ganze Bus muss Pipi“ wurde alles einmal durchgesungen). In Rom angekommen wurden alle Taschen romsicher am Körper platziert und ab ging’s zum Vatikan. Nachdem wir die letzten 5 Minuten der heiligen Messe mitbekommen, den Papst in seinem Papamobil fahren gesehen haben und Menschen aus aller Welt beobachten konnten, führte der Weg durch die Sicherheitskontrolle in den Petersdom. Dort betrachteten wir nicht nur die Einzigartigkeit des Doms, sondern auch einen angeblichen NBA-Spieler, der, wie sich nach dreimaligem Fragen herausstellte, in Europa spielt. Vom Vatikan fuhren wir mit der Metro weiter zur Spanischen Treppe. Anschließend bekamen wir nach einem langen Fußmarsch durch die Gassen Roms und der teuersten Einkaufsstraße (Gucci, Prada…) ein Eis von Detlef Rüger spendiert. Mit dieser Stärkung ging es zum Piazza Navona. Dort bemerkten wir, dass unser Bürgermeister weg war. Na toll, und was jetzt? Nach langen Wegbeschreibungen per Handy von Savino, ein Nordhorner, der vor vielen Jahren aus Rieti nach Nordhorn kam um hier zu arbeiten, und der nach wie vor sehr stark mit seiner Heimat verbunden ist, kam der Bürgermeister im Schlepptau von Dolmetscherin und Vorsitzendem des Städtepartnerschaftskomitees angeschlendert. Weil wir dadurch schon viel Zeit verloren haben, ging es im Schnellschritt zum Pantheon, zum Fontana di Trevi (Liebesbrunnen), Monumento Vittorio Emanuele II (Grabmal des unbekannten Soldaten), Forum Romanum und schließlich zum Colosseum, das wie wir später erfuhren, durch „Pipitax“ finanziert wurde. Dort wurden wir von unserem Privatbus zurück nach Rieti chauffiert. Da wir den ganzen Tag mit der ganzen Gruppe verbracht haben und niemand verloren gegangen ist oder sich nicht an die Regeln gehalten hat, war es ein sehr schöner und anstrengender Tag. Zweiter Eindruck von Italien: Es gibt keine Toilettendeckel und Pünktlichkeit wird überbewertet.
Der nächste Tag begann für uns um 8.30 Uhr mit einer kalten Dusche. Mit Riesenbrötchen im Gepäck machten wir uns auf den Weg zum Bürgermeister von Rieti. Auch unser Bürgermeister war wieder vor Ort. Nach dem Austausch von Gastgeschenken und der Besichtigung der Sonderausstellung von Franz von Assisi, wurde die Unterwelt Rietis erkundet. Da die Erwachsenen einen Kaffee brauchten, durften wir in Rieti bummeln. Ein kurzer Abstecher zum Mittelpunkt Italiens und schon ging es weiter zur Hotelfachschule, bei der uns ein 7-Gänge-Menü aufgetischt wurde. Mit Nudeln und Kaninchen im Bauch wurden wir um Mitternacht nach Hause kutschiert. In dieser Nacht begann im Zimmer der „Großen“ das große Schnarchen, sodass an schlafen nicht zu denken war. Doch nachdem die Übeltäter alle nach der Reihe aufgeweckt wurden, konnten auch die letzten einschlafen. Dritter Eindruck von Italien: Egal wer zu Besuch da ist, und wäre es der Papst, Handys werden grundsätzlich niemals ausgeschaltet.
Der letzte Tag vor der Abreise begann wie immer mit einem herzhaften Frühstück. Im Anschluss daran packten wir unsere Taschen und auf ging’s zum Kloster, zur Besichtigung der Stadt Scandriglia in Begleitung des freundlichen Bürgermeisters und zu den „Ölfeldern“ (Olivenplantagen). Dort wurden wir mal wieder köstlich bekocht und uns wurde die Olivenernte erklärt und gezeigt. Die Herstellung des Öls haben wir uns auf dem 48 Hektar großen Grundstück der Besitzerin angeschaut, das wir genauestens unter die Lupe genommen haben. Khakis, Granatäpfel und Pinienkerne wurden gepflückt und gegessen. Beim Abschied bekam jeder eine Flasche des kostbaren Olivenöls geschenkt. Mit einem kleinen Stopp bei Lidl kamen alle total fertig, aber glücklich in unserer Kirche an. Dieses Mal gab es zum Abendessen typische italienische Pizza. Die 6 Riesenkartons waren schnell verputzt. Unsere Schlafzimmer sahen typisch italienisch aus, total chaotisch. Das beanspruchte viel Arbeit, Mühe und Nerven, die danach jedoch wieder mit den „alten“ Erinnerungen und den Aufnahmen unseres Kameramanns Jarek beruhigt wurden. Mit den Eindrücken der letzten Woche sollte dies eigentlich eine wunderschöne Nacht werden, DOCH…das Geschnarche erreichte seinen Höhepunkt, es konnte nicht gebändigt werden. Die fatalen Folgen waren zersplitterte Walnüsse und fliegende Flasche, sowie Schläge und Tritte für die Schuldigen. Das hatte zur Folge, dass die Nacht noch kürzer wurde. Vierter Eindruck von Italien: Italien wird von jungen Bürgermeistern regiert.
Mit Einplanung italienischer Eigenschaften wurden wir ziemlich früh geweckt, um noch ordentlich frühstücken, säubern, beten und uns von unseren neuen Freunden verabschieden zu können. Als Mannschaft war dies alles jedoch kein Problem, da wirklich alle tatkräftig mitgeholfen haben und niemand etwas alleine machen musste. Mit den Taschen im Bus, ein letztes Mal winken und der Angst etwas vergessen zu haben, fuhren wir ein letztes Mal durch das Tal Rieti. Am Flughafen wurde es dann wieder etwas komplizierter. Zuerst fehlte wieder ein Pass, der später gefunden wurde und dann kam es beinahe zu einem Terroralarm, da ein Schwimmer seinen Rucksack unbeaufsichtigt stehen ließ. Überglücklich flogen wir dann mit der Air Berlin gen Heimat. In Deutschland angekommen, stand der Bus schon abfahrbereit vor dem Flughafen. In Nordhorn angekommen verabschiedeten wir uns von den Betreuern mit einem letzten Schlachtruf und einer Umarmung.
Diese Woche war mehr als nur ein Besuch in unserer Partnerstadt Rieti. Es war ein eindrucksvolles und wunderschönes Erlebnis, das wir vor allem unseren Betreuern Detlef, Elke, Savino, Hilde und Lena zu verdanken haben. Danke, dass ihr diese Woche so schön für uns gestaltet habt und dass ihr das alles auf euch genommen habt.
Catharina Mundt & Marloes Ekkelboom