Es ging mal wieder mit der 1. Mannschaft raus aus Nordhorn. Dieses Mal hatten wir einen etwas weiteren Weg vor uns; unser Ziel: für acht Tage nach Malbork in Polen mit 18 Schwimmern und vier Betreuern. Für viele Teilnehmer war Polen noch Neuland, manche waren aber aufgrund des Malbork-Besuchs vor vier Jahren schon kleine Kenner.

Am Samstagmorgen begann unser Abenteuer in Bentheim. Relativ früh wurden wir von Eltern und Zurückgebliebenen in Richtung Osten verabschiedet. Man kann sagen, dass die Zugfahrt so ziemlich das Einzige fest geplante war, denn vom Rest rund um unseren „Urlaub“ hatten nicht einmal Gaby und Marcel einen Plan. Spontan und flexibel war das Motto. Es begann mit dem verpassten Anschlusszug in Berlin. Flexibel buchte die Bahn uns als Entschädigung in die 1. Klasse des nächsten Zuges um. In Waspo-Manier teilten wir uns auf die 6er-Kabinen auf und breiteten uns, so gut es ging und die Mitfahrer sich nicht störten, auf die Plätze aus. Wir gewannen erste polnische Freunde und beeindruckten sogar mit politischen und religiösen Diskussionsrunden, die so hitzig waren, dass sogar Polen den Ernst der Lage begriffen. Nur mit den Zugschaffnern waren wir nicht ganz auf einer Wellenlänge. Nach einer kleinen Auseinandersetzung zwischen Opa Heinz und dem Oberschaffner im Zug von Berlin nach Polen, ging es auch auf unserer letzten Etappe von Tzcew nach Malbork gut weiter. Unser Zugticket zeigte uns zwar an, dass wir die Bahn nehmen mussten, aber wohin genau, blieb uns erst einmal ein Rätsel. Auf gut Glück stiegen wir an einer ‚Malbork‘-Station aus, doch als dort niemand auf uns wartete und Heinz Malbork anders in Erinnerung hatte, entschied sich unsere Gruppe wieder zurück in die Bahn zu springen, was sich einfacher anhörte, als es mit unseren Koffern, gepackt für eine Weltreise, tatsächlich war. Wutentbrannt hielt der Schaffner eine Hassrede, aber da Englisch in Polen nicht als selbstverständlich gilt, blieb es bei seinem Monolog. Um den armen Mann nicht noch mehr zu stressen, schmissen wir, nun am richtigen Malborker Bahnhof, unsere Taschen aus dem Zug und uns hinterher, direkt in die Arme von Michael, Iwona und den anderen Malborkern, die uns in Empfang nahmen. Es wurde nicht lange geschnackt, sondern schnurstracks ein kleiner Snack gegessen und nach einer rasanten Fahrt unsere Betten im Hotel aufgesucht.

Der folgende Tag begann um 9 Uhr, für die meisten ausgeschlafen, für andere jedoch immer noch zu früh. Nachdem sich alle beim Frühstück gestärkt hatten, spazierten wir hochmotiviert zusammen mit Isabella, unserer Dolmetscherin, zum Wahrzeichen der Stadt, der Marienburg. Dort angekommen, wurden wir zunächst mit Fakten, wie dem Bau der Burg, dem deutschen Orden und der heiligen Maria, bombardiert. Später kamen wir zu dem interessanteren Teil, dem Inneren der Burg. Erstaunlich waren nicht nur die majestätischen Räumlichkeiten, sondern vor allem Fußbodenheizung, Dunstabzugshauben und Plumpsklos. Nach der Besichtigung begaben sich einige von uns zu McDonalds, welcher sich besonders für die Jungs zum Ende der Woche als 2. Zuhause entpuppte. Um 12 Uhr trafen wir uns alle zum beim gemeinsamen Mittagessen: Suppe, Kartoffeln, Gemüse, Fleisch. Zu diesem Zeitpunkt noch schmackhaft, später jedoch der Grund dafür, warum die meisten Kartoffeln für die nächsten Monate aus ihrem Speiseplan streichen werden. Nach dem Essen folgte, wie auch an allen anderen Tagen, das Training. Dieses fand in einer kleinen, aber feinen Schwimmhalle statt, dessen Duschen aber etwas zu warm und Fußbäder eindeutig zu kalt waren. Für den ersten kulturellen Austausch mit den Malborker Schwimmern sorgte dann das gemeinsame Grillen am Abend, worauf sich besonders die freuten, die schon Bekanntschaft mit der polnischen Wurst machen durften. Gemeinsame Spiele und Essen ließen den Abend schnell vergehen.

Am Montag mussten wir uns aus unseren Jogginghosen schälen, denn so durften wir dem Bürgermeister keinen Besuch abstatten. Direkt nach dem Frühstück holten Dorothea und eine weitere Mutter uns von unserem Zuhause ab und im Stechschritt marschierten wir zum Rathaus. Viele von uns empfanden diese halbe Joggingrunde schon als Training, doch Marcel ließ dies nicht als Trainingsersatz durchgehen. Um unseren Kalorienhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, gab es, anlässlich des 20. Geburtstags der Städtepartnerschaft, eine ordentliche Torte. Der Bürgermeister und seine Dolmetscherin begrüßten uns herzlich und freuten sich über jede Frage, die wir über Malbork hatten. Nachdem uns die Fragen ausgingen und wir das obligatorische Gruppenfoto geknipst hatten, hatten wir ca. zwei Stunden Zeit, unsere Süßigkeitenvorräte aufzufüllen oder bei McDonalds ein paar Zlotys zu lassen. Seit dem heutigen Tag stand auch fest, dass die Mädchen in der Stadt immer einen männlichen Begleiter bei sich haben mussten, da sowohl Hilde, als auch Neele & Marloes, das ein oder andere Mal von jungen Polen angesprochen oder verfolgt wurden. Das ganze Adrenalin konnte dafür dann ordentlich beim ersten gemeinsamen Training mit den Malborkern gebraucht werden.

Dienstag ging es direkt nach dem Frühstück alles andere als entspannt weiter. Wieder wurden wir von einer der Malborkerinnen abgeholt und begaben uns im Marschtempo zur ehemaligen lateinischen Schule. Völlig erschöpft und ordentlich warm gelaufen, beabsichtigten wir die vier Ebenen, die z.B. als Plenarsäle oder Sternwarte verwendet wurden. Am Ende der Besichtigung durften wir im Keller des Gebäudes unsere mehr oder weniger vorhandenen Töpferkenntnisse unter Beweis stellen. Während Opa Heinz nach 15 Minuten stolz seine fertige Dekoschale präsentieren konnte, hatte der ein oder andere von uns leichte Schwierigkeiten. Doch irgendwie schafften alle etwas halbwegs gut Aussehendendes vorzuweisen. Bis auf Sören, der gefrustet, nach mehrfachem Zerstören seiner Schale, ein Schwein modellierte. Es folgte das tägliche Kartoffel-Mittagessen und das anstrengendste Training der Woche. Zur Belohnung gingen Gaby und Marcel mit uns Pizza-Essen. Der gefühlt Hungrigste unter uns, Sören, musste jedoch schnell feststellen, dass Vorfreude nicht immer die schönste Freude ist, da er vergessen wurde und seine Pizza erst nach 1 ½ Stunden kam. Leon durchdrang an diesem Abend jegliche Kommunikationsbarrieren, indem er mit einem beeindruckenden Sprachmix „One Jarek Dymek Pizza grrrrroß“ bestellte und das „r“, in voller Überzeugung, dass die Bedienung das deutsche Wort so besser verstehe, rollte. Zum Nachtisch gab es noch ein leckeres, und für Hilde das erste Eis von McDonalds.

Der einzige trainingsfreie Tag begann und um diesen Tag vollkommen auszunutzen, saßen wir mal wieder direkt nach dem Frühstück, bepackt mit Lunchpaketen und begleitet von Isabella und unserem privaten Fotografen, im Bus in Richtung Danzig. Nach einer Stunde Busfahrt nahmen wir unsere Stadtführerin auf, die uns erst zu Danzigs Hafen, vorbei am „wuuuunderschönen Bernstein-Fußballstadion“, und dann in Richtung Altstadt führte. Dort stieß Katharina, Michaels Tochter und eine alte Bekannte der Familie Sieverding/Ekkelboom und der älteren Teilnehmer dazu. Während alle die schönen Häuserreihen an der Mottlau bewunderten, hatte Leon nur Augen für die „Black Sparrow“, Hauptsache etwas vom „Fluch der Karibik“. Sören nutzte die Gunst der Stunde und Opa’s schwache Blase: „Du bekommst einen Burger, wenn du mit in dem Laden kommst, damit ich auf den Pott kann!“. Nach zwei Stunden Informationen und Stadtführung hatten wir noch 2 ½ Stunden zur Verfügung, die wir größtenteils zum Essen nutzten. Pünktlich trafen wir uns alle am Neptun-Brunnen, um den Bus aufzusuchen. Raus aus Danzig, back in Poland. Zuhause gab es, entgegen aller Erwartungen, unsere geliebten Kartoffeln – die Freude war riesig! Wir rundeten den schönen Tag mit einem Lagerfeuer und ein paar Runden Werwolf ab, die mehr oder weniger friedlich endeten (Sorry Clara!).

Am Donnerstag hatten wir wieder unseren geregelten Tagesablauf. Es stand „Klettern“ und „Freundschaftsspiele“ mit den Polen auf dem Programm. Dies entpuppte sich jedoch als knallharte Sporteinheit. Eine polnische Trainerin sorgte schnell dafür, dass allen warm wurde und der Schweiß zu tropfen begann. Wir spielten Hockey und andere Spiele in mehreren Teams, und hatten viel Spaß zusammen. Dass Hallensport Schwimmern nicht unbedingt liegt, wurde bestätigt, als Milan sich sein zartes Schwimmerknie beim Fußball verletzte und für den Rest der Woche leider ausfiel. Nicht nur Milans Knie wurde verwundet, auch das Trampolin überlebte unseren Besuch nicht und zerbrach unter unserer Last. Nach dem sportlichen Vormittag kam unsere Routine wieder: McDonalds, Kaufland, Mittagessen, Training mit den Polen, Abendessen. Den Abend ließen wir am Lagerfeuer mit Marshmallows und selbstgemachten Stockbrot ausklingen.

Unser letzter Tag in Malbork brach an, und er war die Hölle. Mit Muskelkater an nicht gewohnten Stellen war sogar Laufen eine Qual. Deswegen waren wir dankbar für den „Taxi-Service“ zu Leier, der Baustoff-Firma, bei der Michael arbeitet. Michael zeigte und den Produktionsablauf von Kaminsteinen und Doppelwänden und wir bekamen einen kleinen Einblick in die Firmengeschichte. Um uns für den morgigen Tag zu rüsten, gingen einige noch einkaufen, adere packten schon ihre Sachen, da wir nach dem Training keine Zeit mehr dafür hatten. Denn ein Abschiedsabend mit den polnischen Schwimmern stand auf dem Plan. Nicht nur die Jüngeren, sondern auch alte Bekannte, kamen vorbei und wir verbrachten einen lustigen Abend mit Bowling, Billard und Pizza. Nachdem wir uns beim Sport des gestrigen Tages schon näher bekannt gemacht haben, kamen wir an diesem Abend den Malborkern noch näher.

Der Abreisetag begann wie jeder andere Tag, nur hatten wir heute Vormittag kein Programm. Obwohl aller unterschiedlich spät noch kurz in die Stadt liefen, trafen wir uns auf wundersame Art alle wieder, und zwar, wir sollte es auch anders sein, bei McDonalds. Es gab nur eine Bedingung an diesem Tag: dem deutschen Klischee gerecht werden und pünktlich draußen auf den Bus warten. Mission completed, dafür kam der Bus mir den polnischen Schwimmern zu spät. Dazu kam eine 2-stündige Fahrt nach Sopot, sodass wir blöderweise nur 20 Minuten Einschwimmen konnten. Der Wettkampf verlief wie gewohnt, kurz und knackig wie in Holland. Nachdem auch Hilde’s Schrankschlüssel aufgetaucht war, konnten wir in Richtung Unterkunft aufbrechen. Vor unserem Franziskanerkloster verabschiedeten wir uns von Dawid, Szimon, Dominik, Plankton und all den anderen Schwimmern, und auch von unserer Isabella. Kurz bevor die Türen sich schlossen, hörte man noch ein leidvolles „Leeeeeeoooon“ und sah, wie Szimon an der Busscheibe klebte. Das versprach ein schönes Wiedersehen für Pfingsten. Nach der Zimmerbelegung machten wir uns auf die Suche nach Essen. Katharina war sich mit ihrer optimistischen Art sicher, spontan ein Lokal für 20 Leute zu finden-falsch! Am Ende landeten wir dafür im Hard Rock Café. Marina strahlte über beide Ohren und wir bekämpften unseren Hunger mit „Legendary Burgers“. Dies war ein optimaler Abschluss unserer gemeinsamen Woche und ließ uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Katharina hoffen. Da wir am nächsten Morgen um fünf Uhr aufstehen mussten, verschwanden wir schnell in unsere Betten.

Diese Woche in Polen zeigte uns die doch vorhandenen Unterschiede zwischen Deutschland und Polen, aber auch, dass schon in einer Woche Freundschaften zwischen verschiedenen Kulturen geschlossen werden können.

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