Waspo-Schwimmer treffen in der polnischen Partnerstadt Gruppe, die seit zehn Jahren zum Schwimmfest kommt.

„Servus, habt’s es tatsächlich doch noch mal g’schafft zu uns zu kommen. Ich glaub’s ja net, aber schön daß ihr da seids“, mit seiner unverkennbar österreichischen Wortfärbung begrüßte Michael Buczynski die fünf erwachsenen und fünfzehn jugendlichen Reisenden aus dem fernen Nordhorn, die nach fünfzehn Stunden Fahrt aus den beiden Bullis und einem PKW stiegen, vor dem Rathaus von Malbork.

Zehn Jahre lang hatte der Pole mit dem österreichischen Pass eine Schwimmgruppe des WOPR Malbork zum traditionellen Pfingstschwimmfest in der Partnerstadt Nordhorn als Organisator und Dolmetscher begleitet und die Schwimmer und Schwimmerinnen des WASPO Nordhorn immer wieder zu einem Gegenbesuch in der polnischen Partnerstadt am Nogat eingeladen. Zehn Jahre, in denen sich die Partnerschaft der Städte auf offizieller Ebene vertiefte. Zehn Jahre, in denen Freundschaften zwischen den erwachsenen Betreuern entstanden, private Besuche stattfanden.

Eine Dekade in der die Partnerschaft zwischen den Vereinen wuchs, und auf polnischer Seite auch deutliche Früchte trug. Hatten sich doch die Trainerinnen Malbork’s, Dorota Grzyvecka und Yvonna Cickolweska, das schlechte Abschneiden ihrer Schwimmer und Schwimmerinnen in den ersten Jahren ihre Teilnahme am Internationalen Schwimmfest zu Herzen genommen und die Voraussetzungen des Schwimmsports im ehemaligen ostpreußischen Marienburg kräftig umgekrempelt. Aus dem WOPR Malbork, der Unterorganisation einer dem DLRG vergleichbaren Lebensrettungsgesellschaft, wurde unter Beibehaltung des Namens ein eigenständiger, dem deutschen Vorbild entsprechender Verein.

Das gelegentliche, vor allem in einen schulischen Rahmen eingebettete Schwimmen – Grzyvecka und Cickolweska sind mit 16 Stunden als Sportlehrerinnen an einer Schule tätig – wurde in ein umfangreiches, für den einzelnen Schwimmer sicherlich hartes Leistungs-Training, umgeformt. Die beiden Lehrerinnen erhielten zusätzliche Verträge beim Verein und erhöhten ihr Arbeitspensum um 22 wöchentliche Trainingsstunden beim Verein. Die älteren Jahrgänge müssen jetzt elf Trainingseinheiten in der Woche, fünf vor Schulbeginn, sechs am Nachmittag absolvieren. Und auch die Jüngeren, bis zum Jahrgang 1995 müssen noch sechsmal in der Woche ins Wasser. Frühstück gibt’s für die älteren, wenn sie nahe genug an der Schule mit dem Trainingsbecken wohnen, wieder zu Hause, für die anderen im Auto, wie die Mutter eines Schwimmers erklärt. Doch die Ergebnisse sprechen für sich, schwimmerisch hat sich der Einsatz der Trainerinnen, der Schwimmer und der Schwimmerinnen auf jeden Fall rentiert. WOPR Malbork schwimmt heute bei den polnischen Meisterschaften auf guten Plätzen mit und beim Pfingstschwimmfest bilden die Schwimmer aus Malbork keine eigene Gruppe mehr hinter allen anderen, sondern sind durchaus auch in den oberen Rängen vertreten. Der in dieser Dekade, Jahr um Jahr wachsende Medaillenregen spricht hier eine deutliche Sprache.

Zehn Jahre, in denen der Nachdruck einer Gegeneinladung, mit dem sich die polnischen Partner für die freundliche Aufnahme und Betreuung bedanken wollten stetig wuchs. Und als dann für das Jahr 2010 sogar das Ausrichten eines zusätzlichen Schwimmwettkampfs für die Jahrgänge 1999 bis 1994 in Aussicht gestellt wurde, gab sich der Vereinsvorstand einen Ruck und organisierte die lange Fahrt. Die Werbetrommel wurde gerührt und zwei Jungs – Kai Heddendorp und Reyk Rüger – sowie zwölf Mädchen – Marina Burghardt, Lea Eberhardt Jacqueline Götz, Lisa Helming, Fiona Lambers, Birte und Katharina Mundt, Marleen Petat, Melina Poll, Tina Röttgers, Clara und Friderike Schiphorst, – machten sich, begleitet von Reinhard Prüllage, Hilde Schwarz, Heinz Sieverdink, Detlef Rüger und Joachim Walles auf den Weg in die Partnerstadt, wo sie ein umfangreiches Programm erwartete.

Ein Empfang beim stellvertretenden Bürgermeister, eine Burgbesichtigung mit einer eigens auf die deutschen Jugendlichen abgestimmten Führung, eine Firmenbesichtigung bei der in ganz Ost- und Südosteuropa tätigen österreichischen Betonfabrik Leier, für die Michael Buczynski arbeitet, eine Fahrt zur Schleuse an der Abzweigung der Nogat von der Weichsel, und die Gelegenheit zum individuellen Stadtbesuch bot den deutschen Jugendlichen einen Einblick in das Leben der polnischen Stadt und in die deutsch-polnische Geschichte Ostpreußens.

Als eigentliche Highlights erwiesen sich für die Jugendlichen jedoch nach Startschwierigkeiten die gemeinsamen Aktionen. Eine Schnitzeljagd durch die Burg mit anschließendem Würstchengrillen am offenen Feuer im Burggraben, unterbrochen durch Tauziehen und Seilspringen in gemischten deutsch-polnischen Mannschaften. Ein Kegelnachmittag im Sportstudio eines der stärksten Männer der Welt, Jaroslaw Dymek, mit anschließender Disco, der Besuch einer Sporthalle mit integrierter Kletterwand und das abschließende Grillen am letzten Abend boten ausreichend Gelegenheit zum gegenseitigen Beschnuppern, Kennenlernen und Freundschaften schließen. Im Gegensatz zu den polnischen Besuchen in Nordhorn, bei denen das Pfingstschwimmen zentraler Mittelpunkt ist, wurde der Wettkampf, den als Mannschaft der WOPR Malbork gewann, mehr oder weniger als ein Programmpunkt im Vorübergehen erledigt, bevor man sich am nächsten Tag wieder auf die Rückreise machte.

Untergebracht in einem Sporthotel, verpflegt mit einer den deutschen Essgewohnheiten angepassten Vollpension und unterhalten durch ein umfangreiches Programm fühlten sich die jugendlichen Besucher sichtbar pudelwohl, so daß ihnen der Partner Malbork bestimmt dauerhaft im Gedächtnis bleiben wird. Und vielleicht wird der ein oder andere neu gewonnene „friend“ im „facebook“ oder im Schüler-VZ die Städtepartnerschaft von Mensch zu Mensch zusätzlich vertiefen.

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